Löst Work-Life-Blending die Work-Life-Balance ab?

Begriffe wie Work-Life-Balance oder New-Work sind in aller Munde, doch was genau soll jetzt wieder dieses Work-Life-Blending sein? Ein Konstrukt, eine Art Verschmelzung von Arbeit und Freizeit, allerdings anders all bei den anderen Ansätzen.

Work-Life-Blending meint das Verschmelzen von Arbeitszeiten und den Freizeitaktivitäten. Privatleben und Arbeit gehen eine enge Verbindung ein. Und das kann wie folgt aussehen: Man erledigt morgens beim Frühstück die E-Mails vom Tag, macht dann den Haushalt und bringt die Kinder in die Schule. Die nächsten Stunden trifft man Kollegen in der Cloud und bearbeitet neue Projekte, nur um dann wieder zum Mittagsessen zu wechseln und gemeinsam mit den Kindern den Nachmittag zu planen. Zwischen der Ablieferung des Nachwuchses bei den Hobbies und Freunden lässt sich schnell noch ein Business-Call einschieben und spätestens nach dem Abendessen gehört der Rest des Tages wieder der Arbeit bis es Zeit ist, schlafen zu gehen. So oder so ähnlich würde sich ein typischer Tag im Work-Life-Blending gestalten lassen.

Work-Life-Blending bietet viele Vorteile

Die Vorteile daran liegen natürlich klar auf der Hand. Mitarbeiter wären in der Lage, keine wichtigen Termine im Privatleben mehr zu verpassen und könnten ihre Familie und Freunde öfter sehen. Dazu müssten sie lediglich den Tag jonglieren und zwischen all den Anforderungen umherspringen, um auch alles zu schaffen. Für den Chef bedeutet das Konstrukt in erster Linie relativ freie Verfügbarkeit des Mitarbeiters. Dieser sitzt nicht mehr zu festen Zeiten in einem Büro, er ist dank Work-Life-Blending viel einfacher direkt über Internet oder Telefon zu erreichen und zwar immer dann, wenn er eben gebraucht wird und es irgendwo brennt.

Technologische Entwicklungen helfen dem Work-Life-Blending auf die Sprünge

Ausschlaggebend für die generelle Entwicklung des Work-Life-Blending Trends ist die informationstechnische Vernetzung. Durch Laptops, Smartphones und spezielle Programme hat sich in den letzten Jahren eine solide Struktur aufgebaut, die es ermöglicht, vollkommen flexibel in klassischen „Bürojobs“ zu arbeiten. Dank Clouds können Mitarbeiter gemeinsam an Projekten arbeiten und das in Echtzeit von überall auf der Welt aus. Es macht keinen Unterschied, wo sich ein Mitarbeiter aufhält oder wann er arbeitet, solange er seine Arbeit zu festgelegten Zeiten fertigstellt. Die muss der Chef natürlich dementsprechend einplanen und anders kalkulieren. Ziele setzen lautet die Devise, statt feste Zeiten zu definieren. So erreichen Kollegen gemeinsam die Fertigstellung von Projekten und können auf dem Weg dahin vom flexiblen Austausch profitieren.

Wo Work-Life-Blending an seine Grenzen kommt

Wo genau der Profit aufhört, fangen die Probleme an. Work-Life-Blending hat nämlich nicht nur Vorteile, sondern ruft Kritiker auf den Plan. Grundsätzlich erfordert es nämlich vom Arbeitnehmer eine ständige Bereitschaft „mal eben noch etwas Arbeit zwischenzuschieben“. Die Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben blenden so stark ineinander, dass es zu starkem Stress kommt und sich nie von der Arbeit abschalten lässt. Experten kritisieren in diesem Zusammenhang, dass die Arbeit humanisiert wird, da sie den selben Stellenwert wie die Familie einnimmt und einfach immer eine Erwartungshaltung gegenüber dem Arbeiter stellt. Nämlich erledigt zu werden, sei es auch nur eben zwischendurch, zwischen Mittagessen und Familienaktivitäten, zwischen Dusche und Schlaf. Das Ziel ist demnach für den Vorgesetzten nicht einfach eine Entlastung des Mitarbeiters durch Flexibilisierung der Arbeit an sich, sondern der Drang zu einer Gewinnmaximierung durch die ständige Verfügbarkeit und damit eine Art Ausbeuterrolle.

Im Work-Life-Blending den Mittelweg wählen

Wahrscheinlich trifft sich beides irgendwo in der Mitte, denn schon heute gibt es viele Arbeitsmodelle vor dem Hintergrund des Work-Life-Blendings, die durchaus funktionieren, aber eben in gewissen vorher streng festgelegten Grenzen für beide Seiten. So müssen Arbeitszeiten und Inhalte zumindest grob umrissen werden. Irgendwann am Nachmittag muss dann Schluss sein mit der flexiblen Verfügbarkeit, dann darf die Freizeit komplett übernehmen und das Privatleben Einzug halten. Außerdem darf es nicht zu einer Überforderung der Mitarbeiter kommen, Arbeitsstunden zu erfassen auf virtuellem Wege ist ein Chance, um dieses Problem zu umgehen. Dann klappt es auch mit einer guten Verblendung von Arbeit und Privatleben zum Vorteil von Unternehmen und Mitarbeitern.

Bildurheber: Ivan Samkov

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