Frithjof Bergmann: Ein Leben für die Arbeitskultur

Wir nehmen Abschied von einem bedeutenden Protagonisten der Arbeitskultur und New Work. Zeit seines Lebens hat sich der Sozialphilosoph Frithjof Bergmann mit diesen Begriffen auseinander gesetzt und Trends aufgespürt, interpretiert und gesetzt. Jetzt ist der Gründervater der New-Work Bewegung im Alter von 90 Jahren am 24. Mai 2021 verstorben. Ein Nachruf.

Das Arbeit einen tieferen Sinn hat als sich lediglich für Stunden entlohnen zu lassen, war Frithjof Bergmanns Überzeugung. Er wollte empirisch untermauern, dass das Finden „der eigenen Herzens-Aufgabe“ eine der wichtigsten Lebensfragen ist. Der Sozialphilosoph, geboren im ehemaligen Preußen sieht diesbezüglich auf eine lange Geschichte zurück. So durchlief Bergmann die unterschiedlichsten beruflichen Tätigkeiten vom Tellerwäscher über den Fabrik- und Hafenarbeiter und Bankangestellten bis er zuletzt beim Intellektuellen, konkret sogar Philosophen landete. Als solcher prägte der die Konzept der „New Work“ entscheidend mit. Er lancierte einen Gegenpol zum klassisch hierarchischen Nachkriegs-Arbeitsmodell und setzte sich in vielen Jahren hier ein sprichwörtliches Denkmal.

Maximen Freiheit & Verwirklichung

Arbeit sah Frithjof Bergmann als ein Stück integrierte Lebensqualität. Unter dem Begriff der Freiheit verstand er nicht lediglich die Entscheidungsfreiheit des Individuums zwischen Alternativen. Vielmehr war für eine grundsätzliche Handlungsfreiheit entscheidend. Bergmann zelebrierte mit seiner Arbeit das Ende der Knechtschaft durch Lohnarbeit. „New Work“ – das hieß bei Bergmann noch ganz klasisch „Neue Arbeit“ sei geprägt von echter Selbstständigkeit, Freiheit und einer wirklichen Teilhabe an Gemeinschaft. Zu gleichen Teilen sah er dies erst auf dem Fundament eines Dreiklangs verwirklicht: Klassische Erwerbsarbeit. Selbstversorgung auf technisch höchstem Niveau. Und Arbeit, die der Mensch aus freien Stücken tatsächlich will.

Zur Philosophie gelangte Bergmann eher durch einen Zufall. 1949 durfte der Wahl-Österreicher ein Stipendium in den USA an der renommierten Princeton Universität aufnehmen. Die Vereinigten Staaten sollten bis zu seinem Lebensende dann seine finale Wahlheimat bleiben. Ende der 1970er Jahre bereiste Bergmann die osteuropäischen und vormals kommunistisch geprägten Länder und wurde Zeuge des Niedergangs des real existierenden Sozialismus.

Vielleicht kam ihm hier der abschließende Gedanke für sein Werk auf dessen Inhalt die New Work Bewegung begründet ist. Der Mensch sollte Bergmann gemäß neben technischer und ökologischer Grundlagenforschung vor allem seine eigene, individuelle Berufung finden. Diese Kern-Idee beinhaltete auch eine Kritik am Kapitalismus der 70er und 80er Jahre. Die so entstandenen Konzepte widersprachen aus seiner Sicht in der Regel wahrer, echter Selbstentfaltung. Bergmanns Ideen sind noch heute aktuell und werden von vielen Unternehmen in der Entwicklung ihrer Unternehmenskultur berücksichtigt und zu Rate gezogen.

Bildurheber: Richard Hebstreit  https://www.flickr.com/photos/rhebs/3312184779/
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