Sand als Baumaterial braucht Innovation

Sand als Baumaterial gibt es scheinbar wie Sand am Meer. Doch gerade der berühmte Sand ist es, der große Probleme bereitet. Sand ist nämlich nicht gleich Sand und deshalb eignet sich nicht jede Sorte für den Bau. Noch nicht!

Studenten des Imperial College in London haben sich aufgemacht zu erforschen, wie es möglich ist, aus normalem Wüstensand Bausand zu machen. Und das ist bisher eine Herausforderung. Diese liegt im Detail. Normaler Bausand hat seine Ecken und Kanten. Diese Struktur macht es möglich, dass er gut hält und sich perfekt mit Zement und Wasser zu Beton verbindet. Wüstensand hingegen hat eine runde Struktur und ist dementsprechend zu glatt. Deshalb brauchen Wüstenstaaten wie Dubai den Import, um überhaupt bauen zu können, obwohl ja offenkundig ausreichend Sand zur Verfügung stünde. Ein Problem, das nicht nur Geld kostet, sondern auch der Natur großen Schaden zufügt. Teile der indischen Küste und große Bereiche indonesischer Inseln sind mittlerweile von der Karte verschwunden, weil sie durch den Abbau von Bausand nicht mehr existieren. Mit dramatischen Folgen für Mensch und Natur.

Wüstensand kann den ökologischen Fußabdruck deutlich schrumpfen

Das studentische Start-up „Finite“,, gegründet von Carolyn Tam, Matteo Maccario, Saki Maruyami und Hamza Oza will nun auf sogenanntes Kompositmaterial setzen. Dabei handelt es sich um eine besonders nachhaltige Alternative zu klassischem Beton. Verwendung findet der bisher verschmähte Wüstensand. Nach der Beimischung von organischen Bindemitteln soll der Sand als Baumaterial so fest werden wie Beton oder Ziegel und damit wunderbar geeignet sein, um das Problem der Baumittelbeschaffung zu lösen. Dadurch reduziert sich der ökologische Fußabdruck deutlich. Noch gibt es aber behördliche Hürden zu meistern, denn das neuartige Material muss erst noch durch spezielle Prüfungs- und Regelungsverfahren hindurch, bevor es bereit ist für den Einsatz. Wie lange das dauern wird, ist derzeit noch nicht abzusehen.

Sand als Baumaterial auf innovative Art und Weise

Dabei sind die Studenten nicht die einzigen, die festgestellt haben, wie wertvoll Wüstensand als Baustoff eigentlich ist. Andere Ansätze existieren längst, zum Beispiel in Deutschland. Hier arbeitet die Firma Polycare daran, spezielle Polymerbetonteile zu entwerfen, aus denen sich dann Häuser bauen lassen. Das Prinzip ist ähnlich dem eines Lego-Baukastens. Der Wüstensand wird mit speziellen Polyesterharzen versetzt und dann zu Bauteilen gepresst. Gebrannt werden muss anschließend nichts mehr, ein deutlicher Kosten- und Zeitvorteil gegenüber klassischen Ziegelsteinen. Dann kann der Hausbau auch schon starten, der gemäß der Werbung des Unternehmens sogar für Laien kein großes Problem darstellen sollte. Eine Wohnfläche von 37 Quadratmetern zum Beispiel bräuchte bis zur Fertigstellung 650 Steine. Diese bestehen am Ende zu 90 Prozent aus Wüstensand. Eine beeindruckende Summe. Es soll lediglich 12 Stunden dauern, ehe das Miniwohnhaus fertiggestellt ist. Um mehr Festigkeit zwischen die einzelnen Bausteine zu bekommen empfehlen die Experten, Schrauben dazwischen zu setzen.

Wüstensand: Zwischen Bauwerken und Mafia

Nach wie vor gelten lediglich 5 Prozent aller Sandvorkommen der Erde als nutzbar für die Baubranche. Das ist verdammt wenig. Gleichzeitig schrumpfen die natürlichen Vorkommen immer weiter. Die Folgen wären irgendwann Baustopps auf der ganzen Welt aufgrund des Mangels an Sand. Dabei ist Sand in der Wüste überall vorhanden. Um an den wertvollen Bausand zu kommen, gibt es eine Menge unlauterer Methoden. Eine richtige Mafia hat sich entwickelt, die den Vertrieb, den Abbau und die Preise kontrollieren will. Das macht den Sand teuer und schwer zu beschaffen. Um das Problem zu umgehen, haben sich deshalb weltweit Forschergruppen daran gemacht, den bisher als unnutzbar geltenden Wüstensand so umzumodeln, dass er sich als perfekter Baustoff eignet. Mit unterschiedlichen Ansätzen zum Erfolg scheint hier das Credo zu sein. Und der gibt den Forschern Recht, denn erste Baustoffe als Ersatz sind bereits auf dem Markt, andere warten noch auf ihre Marktreife. Sandige Zeiten brechen also an, denn Sand als Baumaterial ist für die Baubranche absolut unverzichtbar.

Bildurheber: swisshippo

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