Gibt es bald die voll digitale Kantine?

Statt menschlichen Köchen sollen schon bald Roboter die Küchenarbeit in Restaurants und Großküchen übernehmen. Was klingt wie reine Fiktion feiert schon jetzt erste Erfolge in Probeküchen. Ob das Konzept bald den Markt revolutionieren wird, bleibt abzuwarten.

Hightech ist längst auf dem Foodmarkt angekommen, die Robotertechnik bildet da keine Ausnahme. In Japan gibt es erste Hotels, die nahezu autark mit Robotern als Personal geführt werden. Auch wenn Deutschland noch nicht so weit geht. Trotzdem sollen die technischen Helfer schon bald die Arbeit von Menschen übernehmen, genauer von Köchen in Restaurants und Großküchen. Ein Vorreiter ist hier die Firma Aitme. Das Startup nutzt derzeit die Testküche des Gründerzentrums Kitchentown, um zu erproben, welche Gerichte ihr Roboter später zubereiten soll. Dabei geht es nicht nur um die technischen Kompetenzen, sondern auch um den Entwurf kreativer Gerichte die handlebar sind. Sie sollen schließlich nicht nur für einen Gast zubereitet werden, sondern später in Kantinen eine ganze Mannschaft versorgen können. Eine große Aufgabe für den „Robotic Chef“. Der sieht allerdings anders aus wie die Roboter in Filmen. Der digitale Kamerad besteht aus nicht viel mehr als zwei Armen, die dann mit Töpfen und Pfannen hantieren und in Minutenschnelle fest vorprogrammierte Handgriffe erledigen können. Dazu sind alle Zutaten griffbereit und fertig zugeschnitten vorhanden. Die Roboterarme müssen dann nur noch alles zusammenmischen, schwenken und den Kochprozess beenden. Das soll in gerade einmal fünf Minuten möglich sein. Hochgerechnet schafft der Roboter-Koch damit rund 100 Gerichte in nur einer Stunde.

Eine Leistung, bei der der Mensch ins Straucheln kommen würde. Davon sind zumindest die großen Investoren überzeugt, die Aitme bereits von ihrer Idee überzeugen konnte. Dazu gehören Atlantic Foods, Rocket Internet, Vorwerk Ventures (Thermomix-Produzent) und La Famiglia. Alle samt bekannte Firmen auf dem Foodmarkt. Technisches Know-how braucht es natürlich auch für das Projekt. Und das stammt von Till Reuter, dem ehemaligen CEO von Roboterbauer Kuka.

Macht der Roboter-Koch menschliches Personal überflüssig?

Der „Robotic Chef“ muss sich bei all den Unterstützern natürlich auch Kritik gefallen lassen. Allen voran die, durch sein Können dem Menschen seine Arbeit wegzunehmen. Dieser Kritik begegnen die Gründer mit einem einleuchtenden Gegenargument. In der Foodbranche herrscht schon seit Jahren ein Fachkräftemangel. Die Pandemie dürfte dieses Problem nicht kleiner gemacht haben. Der Roboter setzt da an, wo echte Menschen fehlen. Und das in einem Business, das ständig expandiert. Allein im Jahr 2019 freuten sich Cateringfirmen, die große Institutionen wie Heime, Schulküchen, Unternehmen und Kliniken belieferten über einen Umsatz von 3,55 Milliarden Euro. Tendenz steigend. Dem gegenüber steht ein Mangel an Auszubildenden, die sich bewusst für den Beruf des Kochs entscheiden. Die Gründe dafür sind die unübersichtlichen Arbeitszeiten, Überstunden und eine schlechte Bezahlung. Selbst die Bemühungen vieler Unternehmen mit attraktiven Lohnmodellen, sonstigen Vergünstigungen und fester Übernahme nach der Ausbildung konnte am Mangel wenig rütteln. Ein Punkt, an dem der Roboterchef ansetzen soll. Er kann 24/7 arbeiten, erwartet keine Pausenzeiten, Lohn oder Aufschläge für seine Arbeit an Wochenenden und Feiertagen. Außerdem benötigt der Roboter wenig Platz, um effizient zu kochen. Wer kleine Küchen hat, der schafft damit mehr Sitzplätze für Gäste und kann seinen Umsatz schon allein dadurch erhöhen.

Ohne Überwachung geht es nicht

Wichtig ist allerdings, dass der Koch seinen Arbeitsplatz stets bestens organisiert und aufgeräumt vorfindet. Eine Schnittstelle, an der der Mensch wichtig ist. Er muss dafür sorgen, dass immer Nachschub bereit steht und dieser auch fertig für die Zubereitung ist. Außerdem müssen sich die kreativen Köpfe hinter dem Projekt natürlich auch die Gerichte ausdenken, sie planen und entsprechend speichern. Die komplette Überwachung des Roboter-Arbeitsplatzes erfolgt über eine Cloud. So sehen die menschlichen Mitarbeiter, wo etwas fehlt und sich Probleme anbahnen. Sollte der Robo-Koch technische Schwierigkeiten haben, braucht es außerdem neben einer regelmäßigen Wartung auch einen Notfalldienst. Denn fällt er aus, gibt es im schlechtesten Fall für hunderte von Menschen kein warmes Essen.

Das soll übrigens mit einem Durchschnittspreis von 6,50 Euro relativ günstig werden. Die hohe Anzahl an Abnehmern in großen Kantinen macht es möglich. Wer Hunger hat, der kann via Smartphone oder Tablet bestellen. Es gibt darüber hinaus die Möglichkeit persönliche Profile einzuspeichern, in denen sich dann Unverträglichkeiten, Allergien und Vorlieben für bestimmte Speisen hinterlegen lassen. Erste Tests mit dem Roboter-Koch laufen bereits. Wann er Marktreife erlangt und wirklich in Produktion gehen wird, bleibt abzuwarten.

Bildurheber: Tara Winstead

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